Mitochondrien als neuer Ansatzpunkt für die Behandlung von Angststörungen

Wirkstoff besitzt angstlösende Wirkung bei Mäusen

14. Dezember 2015
Angststörungen sind die am weitesten verbreiteten psychiatrischen Erkrankungen. Angst ist ein häufiges Symptom von und Risikofaktor für viele weitere psychiatrische Erkrankungen. Ein Drittel der Patienten mit Angsterkrankungen spricht nicht auf die derzeit verfügbaren Behandlungsmethoden an. In ihrer neuesten Studie konnten Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München erstmalig zeigen, dass ein verbesserter Schutz der Mitochondrien in Zellen angstlösende Wirkung hat. Dieses verbesserte Verständnis dafür, wie mitochondriale Veränderungen Angst beeinflussen, könnte der Schlüssel zu neuartigen Behandlungsmethoden sein.

Einer von fünf Menschen erkrankt irgendwann im Laufe seines Lebens an einer Angststörung. Über die biologischen Mechanismen, die Angststörungen zugrunde liegen, ist wenig bekannt. Demzufolge setzen gegenwärtige therapeutische Ansätze eher bei den Symptomen als bei den zugrunde liegenden Mechanismen an.

In der neuen Arbeit wurde ein therapeutischer Mechanismus in den Vordergrund gestellt, der mit Mitochondrien zu tun hat. “Mitochondrien sind die sogenannten “Kraftwerke” der Zelle, die den Hauptanteil der Zellenergie produzieren”, erklärt die federführende Autorin der Studie, Michaela Filiou. Neben Energie produzieren Mitochondrien wichtige chemische Stoffe, zersetzen andere und bereiten sie wieder auf. Darüber hinaus sind Mitochondrien am Zelltod und an der Kalzium-Signalübertragung an den Synapsen beteiligt. Daher sind sie unverzichtbar für die Funktionsweise unserer Zellen.

Vor dem Hintergrund der genannten Studie glauben die Forscher, dass Mitochondrien sich als spannender neuer Ansatzpunkt für die Behandlung von Angst erweisen könnten. „Wir haben bereits früher herausgefunden, dass hochängstliche Mäuse molekulare Veränderungen in ihren Mitochondrien aufweisen. Jetzt haben wir gezeigt, dass die Behandlung mit einem Präparat, das diese mitochondrialen Veränderungen umkehrt, ihre Angst reduziert”, erklärt Filiou.

Das von den Wissenschaftlern verwendete Präparat, das gezielt bei den Mitochondrien ansetzt, wird MitoQ genannt. MitoQ ist ein Antioxidans und erhöht den mitochondrialen Schutz der Zelle. Seine anxiolytische Wirkungen in Mäusen macht MitoQ zu einem vielversprechenden Kandidaten für die Behandlung von Angsterkrankungen. Dies ist das erste Mal, dass eine potenzielle Therapie, die auf die Mitochondrien abzielt, erfolgreich in der psychiatrischen Forschung verwendet wurde. Von großer Bedeutung ist hierbei, dass MitoQ sich bereits als für die Anwendung beim Menschen sicher erwiesen hat. “Unsere Arbeit ist ein wichtiger neuer Ausgangspunkt für neuartige und zukunftsweisende Behandlung von Angsterkrankungen”, folgert Filiou.

Die Arbeit wurde durch einen DFG Grant Michaela Filious mit dem Titel ‘Unravelling the role of mitochondria in anxiety disorders’ gefördert.

EF, MM, HR

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