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Pharmakotherapie

12. September 2022

Als Psychopharmaka werden Medikamente bezeichnet, die einen therapeutischen Effekt auf das Zentralnervensystem ausüben und auf diesem Weg krankhafte Veränderungen des Erlebens und Verhaltens bei psychischen Erkrankungen günstig beeinflussen.

Je nach Wirkungsweise und Anwendungsgebiet werden Psychopharmaka in verschiedene Gruppen eingeteilt:

  • Antidepressiva (Medikamente zur Behandlung von Depressionen)
  • Phasenprophylaktika (Medikamente zur Stimmungsstabilisierung und Rückfallverhütung bei Depressionen und Manien)
  • Neuroleptika (Medikamente zur Behandlung von verschiedenen psychotischen Zuständen mit Störungen des Denkens und der Wahrnehmung)
  • Tranquilizer (angstlösende Medikamente), Hypnotika (Schlafmittel)
  • Antidementiva bzw. Nootropika (Medikamente zur Behandlung von Demenzen)
  • Psychostimulanzien (Medikamente, die heute hauptsächlich zur Behandlung von bestimmten Aufmerksamkeitsstörungen eingesetzt werden)

Entgegen häufig geäußerter Befürchtungen machen die meisten Psychopharmaka weder abhängig noch verändern sie die Persönlichkeit der behandelten PatientInnen. Sie helfen vielmehr, Krankheitssymptome zu lindern, sie wirken stimmungsaufhellend sowie angstlösend und erhalten bei vielen Betroffenen Lebensfreude und Lebensqualität.

Antidepressiva wirken stabilisierend

Insbesondere bei schweren Depressionen ist der therapeutische Einsatz von Antidepressiva unverzichtbar. Die Psychopharmakotherapie ermöglicht darüber hinaus erst die Stabilisierung der psychischen Verfassung, die für die Anwendung weiterer Therapieverfahren notwendig ist, insbesondere der verschiedenen Formen der Psychotherapie.

Wie andere wirksame Medikamente sind auch Psychopharmaka nicht frei von Nebenwirkungen. Im Allgemeinen sind jedoch gerade neuere Präparate gut verträglich. Nebenwirkungen treten gegenüber den positiven Behandlungseffekten weit in den Hintergrund. Dem Phänomen, dass manche depressive PatientInnen auf ein bestimmtes Medikament sehr gut ansprechen, während andere dies nicht tun, begegnen wir in unserer klinischen Praxis mit der Personalisierung der Antidepressiva-Therapie. Nähere Informationen finden Sie unter Personalisierte Therapie.

Sollte ein Präparat dennoch nicht vertragen werden oder zu wenig wirksam sein, ist ein Wechsel dieses Präparates sinnvoll und notwendig. Manchmal müssen auch mehrere Behandlungsstrategien erprobt werden, um die für den Einzelfall wirksamste und am besten verträgliche medikamentöse Therapie zu finden.

Absetzen von Psychopharmaka

Auch nach der Besserung des psychischen Befindens unter einer psychopharmakologischen Therapie sollten die Medikamente unbedingt noch eine Zeit lang weiter eingenommen werden, um ein Wiederauftreten von Beschwerden zu verhindern. Wie lange die Einnahme im Einzelfall sinnvoll ist, hängt vornehmlich vom Schweregrad der Erkrankung sowie der Anzahl vorangegangener Krankheitsphasen, aber auch von der Lebenssituation des Patienten ab. In keinem Fall sollten ohne vorherige Rücksprache mit dem behandelnden Arzt Psychopharmaka in ihrer Dosierung verändert oder ganz abgesetzt werden, da dann erneut Erkrankungssymptome auftreten können. Hat sich der oder die Betroffene gemeinsam mit dem behandelnden Arzt zum Absetzen der Medikation entschieden, müssen Psychopharmaka meistens langsam „ausgeschlichen“ werden, um Absetzeffekte zu vermeiden, die bei einer abrupten Beendigung der Medikationseinnahme auftreten können.

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