Schlafstörungen

1. Was ist Schlaf?

Schlaf ist für das menschliche Leben von vitaler Bedeutung. Dennoch sind die Funktionen und Auswirkungen des Schlafes noch nicht in allen Einzelheiten erforscht. Ein wichtiges Kennzeichen des gesunden Schlafes ist, dass er sehr schnell beendet werden kann. Obwohl ein Schlafender bewusstlos erscheint, kann er, im Gegensatz zu einer Person, die in Narkose oder im Koma liegt, sehr leicht geweckt werden und innerhalb von Sekunden bis Minuten in einen normalen Wachzustand zurückfinden.
Auch wenn Schlaf durch eine sehr geringe körperliche Aktivität und eine kaum vorhandene Wahrnehmung der Umwelt gekennzeichnet ist, handelt es sich dennoch um eine aktive, in hohem Maße organisierte Abfolge von Ereignissen und physiologischen Zuständen. Schlaf setzt sich aus zwei deutlich zu unterscheidenden Zustandsformen zusammen: dem Non-REM-Schlaf (non rapid eye movement-Schlaf), also einer Schlafphase ohne schnelle Augenbewegungen und dem REM-Schlaf (rapid eye movement-Schlaf), jener Phase, die durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet ist. Träume finden hauptsächlich im REM-Schlaf statt, aber auch nach Aufwecken aus dem Non-REM-Schlaf werden manchmal Trauminhalte geschildert.
Der Non-REM-Schlaf wird weiterhin in die Stadien N1, N2 und N3 unterteilt, die sich in Bezug auf die Amplitude und Geschwindigkeit der vom Schlafenden erzeugten Gehirnwellen unterscheiden. Das Stadium N 3 des Non-REM-Schlafes ist durch die größten und langsamsten Gehirnwellen gekennzeichnet und wird deshalb in dem Ausdruck „slow wave-Schlaf“ (Schlaf mit langsamen Wellen) zusammengefasst. Man hat herausgefunden, dass ein Schlafender aus diesem Stadium der Schlafphasen am schwersten zu wecken ist, so dass es auch als „Tiefschlaf“ bezeichnet wird.
Vor allem in dieser Phase des Non-REM-Schlafes wird Wachstumshormon aus der Hirnanhangsdrüse, der sog. Hypophyse, ausschüttet. Dies ist Grundlage für die Annahme, dass im Schlaf eine Regeneration des Körpers von den ermüdenden Aktivitäten des Wachzustandes stattfindet.
Während der REM-Phase reagieren Schlafende sehr unterschiedlich auf Weckreize: Manchmal genügt das geringste Geräusch, um sie zu wecken, ein andermal bedarf es hierfür sehr viel stärkerer Reize. Diese Tatsache lässt vermuten, dass auch im REM-Schlaf eine Phase tiefen Schlafes vorkommt. Während des REM-Schlafes kann man beobachten, wie sich die Augen des Schlafenden unter geschlossenen Augenlidern bewegen. Die Willkürmuskulatur ist mit Ausnahme des Zwerchfelles und der Augenmuskeln gelähmt und die Temperaturregulation teilweise aufgehoben.

2. Warum schlafen wir?

Schlaf ist für die Funktionsfähigkeit des Gehirns und das Überleben des gesamten Organismus notwendig. Es wird heute angenommen, dass Schlaf eine Reihe von Funktionen hat.
Die Bedeutung des Schlafs wird aus den Folgen von Schlafmangel deutlich. Dazu gehören die Störung kognitiver Funktionen und Gewichtszunahme. Anhaltender Schlafentzug kann zu Zellschäden führen. 
Zum einen dient Schlaf dazu, Energie zu sparen. Während des Schlafs kann der Mensch über einen ziemlich langen Zeitraum fasten. Zwischen Schlaf und Stoffwechsel bestehen enge Zusammenhänge.
Ebenso ist eine wichtige Rolle des Schlafs in der Gedächtnisbildung gut belegt. Eine im Schlaf verbrachte Nacht, aber auch schon ein Kurzschlaf, ein „Nickerchen“ am Tag, führen dazu, dass zuvor im Wachzustand gelerntes Wissen und auch zuvor angeeignete motorische Fähigkeiten besser beherrscht werden als ohne Schlaf. 
Das Gefühl von Müdigkeit ist nur einer von mehreren Faktoren für die Schlafbereitschaft. Auch tageszeitliche Schwankungen spielen eine Rolle. Es ist gut erforscht, dass jedes Lebewesen eine zirkadiane (d. h. ungefähr 24 Stunden) Periodik von Aktivitäts- und Ruhephasen aufweist. Der Zeitablauf und die Kontrolle dieses Schlaf-Wachzyklus hängen von einer oder mehreren biologischen Uhren in unserem Körper ab. Diese inneren Uhren reagieren empfindlich auf Licht und haben sich im Laufe der Zeit annähernd mit dem 24-Stunden Licht-Dunkel-Zyklus der äußeren Umgebung synchronisiert. Schlaf erscheint somit als unabdingbarer Teil des Verhaltens. Der Mensch ist physiologisch darauf programmiert, jeden Tag zu schlafen.

3. Wie viel Schlaf brauchen wir?

Es gibt kein allgemein gültiges „normales“ Schlafmaß. Die durchschnittliche Schlafdauer für Erwachsene beträgt 7-8 Stunden. Es gibt aber Personen, die sich schon nach 5 Stunden gut erholt fühlen, während andere wiederum über 10 Stunden benötigen, um tagsüber ausgeruht zu sein. Ihr optimales Schlafmaß ist dann ausgeschöpft, wenn sie tagsüber, auch bei längerer Tätigkeit im Sitzen, konzentriert einer Tätigkeit nachgehen können, ohne schläfrig zu werden.
Wir können uns nicht dazu zwingen, unser Schlafoptimum über einen längeren Zeitraum beträchtlich zu über- oder unterschreiten. Eine Stunde Schlaf weniger als gewohnt, und dies über mehrere Nächte lang, führt tagsüber zu einem Gefühl von Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Andererseits bewirkt die Überschreitung unserer optimalen Schlafdauer über längere Zeit hinweg einen schlechteren Schlaf mit häufigem Aufwachen, insbesondere in den Morgenstunden. 
Wissenschaftler nehmen an, dass die jeweils benötigte optimale Schlafdauer biologisch von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Unser individueller Schlafbedarf wird zu einem großen Ausmaß von den Erbanlagen bestimmt.

4. Braucht man weniger Schlaf, wenn man älter wird?

Aktuelle Studien zeigen, dass gesunde ältere Menschen genauso viel schlafen, wie sie es als junge Erwachsene getan haben. Die weit verbreitete Annahme des geringeren Schlafbedarfs beim älteren Menschen liegt wahrscheinlich darin, dass im Alter häufig körperliche Beeinträchtigungen wie Schmerzen einen gesunden Schlaf beeinträchtigen. Aus diesem Grund weisen die meisten älteren Menschen ein sogenanntes polyphasisches Schlafmuster auf, mit einem nur „leichten“, teilweise auch unterbrochenen, Schlaf in der Nacht, bei zusätzlichen kurzen Schlafepisoden tagsüber.

5. Lässt sich versäumter Schlaf nachholen?

Bis zu einem gewissen Grad kann man versäumten Schlaf nachholen. Nach größeren Schlafverlusten kann sich in den folgenden Nächten eine Verlagerung zugunsten des Tiefschlafes einstellen, wobei jedoch kaum mehr als 2-4 Stunden länger als gewöhnlich geschlafen wird. Dies hängt mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus zusammen, der von unserem Schlafbedarf und unserer inneren Uhr geprägt wird.

6. Was kann man selbst für einen gesunden und erholsamen Schlaf tun?

Die folgenden Empfehlungen können nützlich sein:
  • Halten Sie sich an regelmäßige, individuell angepasste Schlafens- und Aufstehzeiten.
  • Seien Sie hinsichtlich des Nickerchens konsequent: Schlafen Sie entweder jeden Nachmittag oder gar nicht. Bei gelegentlichen Nachmittagsschläfchen hat man im Allgemeinen Schwierigkeiten, nachts einen guten Schlaf zu finden.
  • Bringen Sie regelmäßig am Morgen oder am frühen Nachmittag ihren Kreislauf in Schwung, aber vermeiden Sie anstrengende körperliche Aktivität kurz vor dem Zubettgehen.
  • Vermeiden Sie reichhaltige und schwer verdauliche Mahlzeiten vor dem Zubettgehen.
  • Gehen Sie maßvoll mit Genussmitteln um und vermeiden Sie Alkoholgenuss nach dem Abendessen. Ein Schlummertrunk stört den Ablauf des Schlafes mehr, als dass er ihn fördert und kann für verfrühtes morgendliches Erwachen verantwortlich sein.
  • Finden Sie für sich selbst die richtige Raumtemperatur heraus und achten Sie darauf, dass diese in der Nacht konstant bleibt.
  • Seien Sie vorsichtig im Umgang mit Schlaftabletten. Derartige Medikamente sollten nur auf ärztliche Anordnung und kurzfristig eingenommen werden. Ein längerer Gebrauch kann zu einer zunehmenden Schlaflosigkeit oder auch zu einer Abhängigkeit führen.
  • Lassen Sie den Tag ausklingen und versuchen Sie, sich zu entspannen, ehe Sie zu Bett gehen. Nehmen Sie ein warmes Bad, lesen Sie ein gutes Buch, hören Sie Musik und versuchen Sie, gedankliche Stresssituationen zu vermeiden. Und ganz wichtig: Denken Sie nicht zu viel über den Schlaf nach.
  • Nutzen sie das Bett nicht zum Essen, Fernsehen oder zum Arbeiten. Das Bett soll nur für Schlaf und Sex da sein.

7. Wie häufig sind Schlafstörungen?

Die meisten Menschen klagen von Zeit zu Zeit über Ein- und Durchschlafstörungen. Etwa 20 bis 30 % der Bevölkerung geben häufige, aber kurz dauernde Schlafstörungen an, die durch Probleme wie familiäre Krisen, Tod einer nahestehenden Person oder Verlust des Arbeitsplatzes verursacht werden.
Demgegenüber stehen etwa 4 % der Bevölkerung, die unter dauerhaften Schlafstörungen leiden, die auch zu einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit tagsüber führen können.

8. Welche Schlafstörungen gibt es, was sind die Ursachen?

Man spricht heute von Störungen des Schlaf-Wach-Verhaltens. Hier werden über 90 verschiedene Störungsbilder mit unterschiedlichen Ursachen unterschieden. Dazu zählen:
  • Ein- und Durchschlafstörungen, beispielsweise durch situative Belastungen
  • Ausgeprägte Schlafstörungen, insbesondere morgendliches Früherwachen, als Symptome einer schweren Depression
  • Nächtliche Atmungsstörungen (z. B. Schlafapnoe-Syndrom)
  • Ausgeprägte Tagesschläfrigkeit (z. B. aufgrund einer Narkolepsie)
  • Missempfindungen und Bewegungsdrang mit nächtlichen periodischen Bewegungen der Beine (Restless-Legs-Syndrom)
  • Ungewöhnliche nächtliche Verhaltensweisen, sogenannte Parasomnien (z. B. Schlafwandeln, selbst- und/oder fremdverletzendes Verhalten im Schlaf, epileptische Anfälle im Schlaf)
  • Schlafstörungen durch Überdosierung von Medikamenten oder Alkohol
  • Schlafstörungen infolge von Schmerzzuständen
  • 9. Wie kann man Schlafstörungen am besten behandeln?
  • Wenn eine bestimmte Diagnose gestellt wurde, zielt die Behandlung darauf ab, die Ursache zu bekämpfen. Wenn beispielsweise übermäßiger Genuss von Alkohol die Ursache für Schlafstörungen ist, muss dessen Reduzierung erfolgen. Schwere Atmungsstörungen im Schlaf können durch eine Atemmaske (CPAP-Therapie) wirksam behandelt werden. Das Restless-Legs-Syndrom spricht in der Regel sehr gut auf eine spezifische medikamentöse Behandlung an.
  • Klassische Schlafmittel bleiben am besten den Patienten vorbehalten, die eine reaktive schwere Schlaflosigkeit entwickelt haben. Diese Medikamente sollten nicht länger als vier Wochen und vorzugsweise nicht jede Nacht eingenommen werden und durch andere schlaffördernde Maßnahmen ergänzt bzw. dann auch ersetzt werden.
  • Ein gleichbleibendes Schlaf-Wach-Schema, regelmäßige Bewegung nach dem Aufstehen und Verzicht auf koffeinhaltige Nahrungsmittel wirken unterstützend. Körperliche Aktivität ist dann hilfreich, wenn regelmäßig trainiert wird. Unregelmäßiges Training stört jedoch eher den Schlaf in der folgenden Nacht, als dass es ihn fördert. Regelmäßige tägliche Bewegung, vorzugsweise am Vormittag, stützt einen gleichmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus und erhöht die Wahrscheinlichkeit, gut zu schlafen.

10. Was sind die Anzeichen eines Schlafapnoe-Syndroms?

Häufige Symptome sind lautes, unregelmäßiges Schnarchen, vom Bettpartner berichtete Atempausen, starkes nächtliches Schwitzen, morgendliche Kopfschmerzen und eine ausgeprägte Müdigkeit sowie Konzentrationsstörungen.
Ursache der Apnoe ist eine Verlegung der Atemwege während der Respiration. Der Patient ringt um Atem, durch die Anstrengung öffnen sich die Luftwege ein wenig, sodass wieder etwas Luft einströmen kann. Hierdurch wird ein plötzliches, nach der Atempause sehr lautes Schnarchgeräusch verursacht. Dieser Vorgang kann sich sehr häufig in der Nacht wiederholen, wobei jedes Mal der Schlaf kurzzeitig unterbrochen wird, was zu einer ausgeprägten Müdigkeit tagsüber beiträgt.
Im Falle einer bereits bestehenden Herzerkrankung bzw. eines verminderten Sauerstoffgehalts des Blutes kann eine Schlafapnoe gefährliche Konsequenzen haben. Wenn die Schlafapnoe tagsüber unvorhersehbare Schlafanfälle verursacht, kann dies zu lebensbedrohlichen Situationen (Sekundenschlaf am Steuer) führen.
Schlafbedingte Atmungsstörungen finden sich oft in Verbindung mit starkem Übergewicht und Bluthochdruck und führen langfristig zu Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist deshalb zur Prävention dieser Erkrankungen hilfreich.

11. Wie entsteht "Schnarchen" und muss es behandelt werden?

Schnarchen ist ein Geräusch, das durch das Vorbeiströmen der Luft an Unregelmäßigkeiten und Engstellen im Schlund und in der Luftröhre erzeugt wird. Es kann sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen entstehen.
Schnarchen ist in der Regel ungefährlich und in den meisten Fällen besteht keine Behandlungsindikation, außer wenn das Schnarchen mit häufigen Weckreaktionen (sog. Arousals), einer Verengung der Atemwege und einer erhöhten Tagesmüdigkeit einhergeht. In diesem Fall wird auch vom „obstruktiven Schnarchen“ gesprochen.
Schnarchen kann auch der erste Schritt zur Entwicklung einer Schlafapnoe sein. Eine Gewichtszunahme, die Einnahme von Schlafmitteln oder Alkohol und alles, was zu einer weiteren Verengung bzw. Verlegung des Mund-Rachenraumes beiträgt, kann zu einem behandlungsbedürftigen Schlafapnoe-Syndrom führen.

12. Was ist Narkolepsie?

Narkolepsie ist eine angeborene oder genetisch bedingte Störung, die mit einem chemischen Ungleichgewicht im Bereich der Schlaf-Wach-Regulation im Gehirn verbunden ist. Aus diesem Grund erleidet der Patient tagsüber plötzlich auftretende Schlafanfälle. Dies kann zu jeder Zeit und überall stattfinden, z. B. während einer Unterhaltung, beim Essen, auf der Straße usw.
Zum Erscheinungsbild der Narkolepsie gehören auch die Komponenten des REM-Schlafes, wie die Lähmung der Willkürmuskulatur und Halluzinationen, die unwillkürlich und zu einem völlig abnormen Zeitpunkt auftreten können. Die narkoleptische Lähmung, auch Kataplexie genannt, ist charakterisiert durch eine plötzliche Muskelschwäche, die zu einem „Weichwerden“ der Knie bis zu einem völligen Zusammensinken führt, besonders infolge affektiver Beanspruchung.
Die Narkolepsie ist nach der Schlafapnoe die zweithäufigste Ursache einer ausgeprägten Tagesschläfrigkeit und beim Menschen keine Seltenheit. Mit einer Häufigkeit von etwa 1:2000 nimmt sie annähernd den gleichen Stellenwert ein wie die Multiple Sklerose. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.
Man geht derzeit davon aus, dass es unter Vermittlung von Umweltfaktoren zu einer Verminderung oder einem Verlust von orexinhaltigen Nervenzellen im Gehirn kommt. Möglicherweise spielt hierbei ein Autoimmungeschehen eine zentrale Rolle. Orexin wird von einer kleinen Gruppe Nervenzellen im Hypothalamus gebildet. Diese Zellen habe Einfluss auf viele Bereiche des Gehirns. Der Orexinspiegel kann im Nervenwasser bestimmt werden.
Die Narkolepsie ist eine chronische Erkrankung, die mit Medikamenten behandelt werden kann.

13. Was bedeutet es, wenn man sich im Moment des Einschlafens oder Aufwachens kurzzeitig nicht mehr bewegen kann?

Dieses Phänomen wird „Schlafparalyse“ genannt und tritt vereinzelt und ohne weitere ernsthafte Störungen bei bis zu 30% der Erwachsenen auf. Einige Patienten berichten über das unangenehme Erleben des Fallens und eines „angstvollen Erwachens“ im Zusammenhang mit einem subjektiven Lähmungsgefühl.
Wissenschaftler nehmen an, dass dieser paralytische Zustand mit einer unvollständig ausgelösten REM-Phase gleichzusetzen ist, die vor allem die Lähmung der Muskulatur mit sich bringt. Die Betroffenen werden dabei manchmal von dem Gefühl der Angst völlig überwältigt, auch wenn sie wissen, dass dieser Zustand des „Gelähmtseins“ nur kurzzeitig anhält und harmlos ist. In ausgeprägten Fällen werden Medikamente eingesetzt, die den REM-Schlaf unterdrücken (z. B. bestimmte Antidepressiva).

14. Was lässt sich gegen Bewegungen vornehmlich der Beine im Schlaf tun?

Nächtliche Zuckungen, nächtlicher Myoklonus oder periodische Beinbewegungen im Schlaf sind ein weitverbreitetes Problem. Die meisten Menschen sind sich dieser Zuckungen nicht bewusst und wachen dabei auch nicht auf, während bei anderen die Bewegungen den Schlaf stören. Viele Betroffene nehmen dabei dieses Problem nicht wahr und klagen vielleicht über Schlaflosigkeit oder Müdigkeit am Tage. Falls die Beinbewegungen zu Schlafstörungen führen, sollte ein darauf spezialisiertes Zentrum aufgesucht werden. Wird die Person jedoch durch diese Zuckungen in ihrem Schlaf nicht gestört, dann muss der Bettpartner lernen, seinen Schlaf dadurch nicht beeinträchtigen zu lassen.
Es gibt eine andere Form der Schlafstörung, die als Verhaltensstörung im REM-Schlaf bekannt ist. Die auftretenden Bewegungen sind aber anders als bei den periodischen Bein- oder Armbewegungen. Bei dieser Störung können Arm-, Bein- oder Kopfbewegungen auftreten, die sehr heftig sind und vor allem in den letzten Nachtstunden, wenn viel REM-Schlaf auftritt, vorkommen. Diese Zustände, oft auch mit Sprechen verbunden, werden durch Veränderungen im Gehirn verursacht, die normalerweise die muskuläre Lähmung im REM-Schlaf einleiten. Bei Patienten mit dieser Störung bleibt die Muskelspannung erhalten, sodass die Träume aktiv ausgelebt werden. Starke nächtliche Beinbewegungen und die REM-Schlaf-Verhaltensstörung können in der Regel durch spezifische Medikamente wirksam behandelt werden.

15. Was ist das Restless-Legs-Syndrom?

Dieses Phänomen wird auch als „Syndrom der unruhigen Beine“ bezeichnet und kommt relativ häufig vor, insbesondere bei Eisenmangel, in der Schwangerschaft und einer Funktionsstörung der Niere. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, warum ist bisher nicht geklärt.
Die Patienten schildern – meist erst auf konkrete Nachfrage – typischerweise schwer beschreibbare Missempfindungen (ein Kribbeln, Ziehen, Rumoren, aber auch Schmerzen) meistens in den Unterschenkeln, einen Bewegungsdrang in Ruhe (also Liegen oder Sitzen), eine deutliche Besserung durch Bewegung und eine Zunahme der Beschwerden am Abend bzw. in der Nacht.
Ein- und Durchschlafstörungen sind daher eine sehr häufige Folge dieser Erkrankung, in schweren Fällen können auch psychische Beeinträchtigungen wie depressive Verstimmungen auftreten. Häufig ist der Schlaf durch gleichzeitig auftretende periodische Beinbewegungen gestört.
Die Ursache dieser neurologischen Erkrankung ist bisher nicht vollständig aufgeklärt, genetische Faktoren scheinen aber eine bedeutende Rolle zu spielen. Immer wieder werden Familienstammbäume mit einer großen Anzahl von Betroffenen beschrieben.
Ist die Symptomatik sehr ausgeprägt, kann eine spezifische medikamentöse Behandlung eine deutliche Besserung bewirken. Sind die Beschwerden jedoch nicht sehr stark oder treten nur gelegentlich auf, kann auf Medikamente verzichtet werden. Wichtig ist eine vorhergehende Untersuchung im Hinblick auf den Eisenstoffwechsel. Bei einem Eisenmangel kann durch die Zufuhr eines Eisenpräparates eine Besserung erreicht werden.

16. Woher können morgendliche Kopfschmerzen kommen?

Für morgendliche Kopfschmerzen kann es viele Ursachen geben, zu den wichtigsten gehören nächtliche Atmungsstörungen oder schlafbedingte vaskuläre Veränderungen im Gehirn.
Bei Menschen mit Atmungsstörungen im Schlaf wird das Blut nicht genügend mit Sauerstoff angereichert, sodass das Erwachen von Kopfschmerzen und einem Gefühl der Abgeschlagenheit begleitet sein kann.
Nächtliche vaskuläre Kopfschmerzen entstehen durch Spasmen kleiner Hirngefäße, die am häufigsten während des REM-Schlafes auftreten. Beide Formen können gut behandelt werden.

17. Wie kommt es zum Schlafwandeln?

Schlafwandeln, auch als Somnambulismus bezeichnet, ist ein Zustand veränderter Bewusstseinslage, in dem Phänomene von Schlaf und Wachsein gleichzeitig auftreten. Schlafwandler verhalten sich so, als ob sie wach wären. Die Gehirnströme zeigen jedoch, dass sich die betroffene Person im Tiefschlaf befindet.
Schlafwandeln beginnt häufig mit einem plötzlichen Aufrichten im Bett. Die Betroffenen schauen um sich und machen einen verwirrten Eindruck. Entweder sie legen sich dann wieder hin und schlafen weiter oder sie stehen auf, verlassen das Bett und führen scheinbar sinnvolle, durchaus komplexe Handlungen durch. Beispielsweise sind Patienten dazu in der Lage, sich mit einer anderen Person - scheinbar vernünftig - zu unterhalten oder sich Essen zuzubereiten. Schlafwandler können sich aber, weil sie ihre Umwelt nicht bewusst wahrnehmen, einem erheblichen Verletzungsrisiko aussetzen: So kann es vorkommen, dass sie nachts die Wohnung verlassen und auf die Straße gehen oder eine Tür mit einem Fenster verwechseln. In Ausnahmefällen verhalten sich Schlafwandler auch gereizt und aggressiv. Die meisten Schlafwandelepisoden dauern nur einige Sekunden bis wenige Minuten, selten wesentlich länger. Am nächsten Morgen besteht meist keine Erinnerung an die Ereignisse.
Schlafwandeln tritt am häufigsten zwischen dem 4. und 8. Lebensjahr auf (etwa 15-20 % aller Kinder schlafwandeln einmal), deutlich seltener im Erwachsenenalter. Ursächlich für das häufige Auftreten im Kindesalter wird eine noch nicht abgeschlossene Reifung des Gehirnes angenommen. In der Regel verlieren sich die Episoden mit dem Eintritt in die Pubertät. Auslösend können Fieber, Schlafentzug und emotionale Belastungsfaktoren sein. Im Erwachsenenalter können auch bestimmte Medikamente oder nächtliche Atempausen Episoden von Schlafwandeln auslösen.
Meist ist keine medikamentöse Behandlung notwendig. Im Vordergrund stehen Maßnahmen zur Sicherheit der betroffenen Person (z. B. Fenster und Türen sichern), eine ruhige Begleitung zurück zum Bett bzw. die Vermeidung von möglichen Auslösern wie Schlafentzug oder unregelmäßige Schlafzeiten. Kommt es aber zu selbst- oder fremdgefährdenden Handlungen, ist eine spezifische medikamentöse Behandlung zu empfehlen.
Schlafwandeln tritt nicht selten gemeinsam mit Pavor nocturnus auf. Pavor nocturnus, auch als „Schlafterror“ bezeichnet, ist durch ein plötzliches Erwachen aus dem Tiefschlaf mit gellendem Schrei und Zeichen intensiver Furcht gekennzeichnet. Der Betroffene reagiert in diesem Zustand nicht auf Zuspruch, meist geht die Erregung nach wenigen Minuten von selbst wieder zurück. Auch in diesem Fall weiß der Betroffene in aller Regel am nächsten Morgen nichts von dem nächtlichen Ereignis.
Schlafwandeln und Pavor nocturnus werden, wie auch das Zähneknirschen, das Kopfschlagen, gewisse Formen des Einnässens und des Um-sich-Schlagens im Schlaf, zur Gruppe der Parasomnien gezählt. Diese Schlafstörungen sollten, wenn eine Verletzungsgefahr der eigenen Person oder des Bettpartners droht oder wenn als Differenzialdiagnose epileptische Anfälle im Schlaf vermutet werden, im Schlaflabor untersucht werden.

18. Wann ist eine Untersuchung im Schlaflabor notwendig und was passiert dort?

Wichtige Symptome eines gestörten Schlafes sind Schläfrigkeit am Tage, ausgeprägte Konzentrationsstörungen, morgendliche Kopfschmerzen, starkes Schnarchen und Schwitzen sowie eine unregelmäßige Atmung im Schlaf. Diagnose und Behandlungsschema werden von erfahrenen Ärzten erstellt, die über die Möglichkeit verfügen, fachübergreifend mit Psychiatern, Neurologen, Lungenfachärzten, Hals-Nasen-Ohrenärzten und Psychologen zusammenzuarbeiten.
Die Untersuchung in einem Schlaflabor dient dazu, physiologische Funktionen im Schlaf zu messen. Dieses diagnostische Verfahren erfordert normalerweise zwei Nächte im Schlaflabor, in denen alle Schlafparameter sorgfältig überwacht und aufgezeichnet werden. Diese Registrierung ist sicher und schmerzlos und wird in einem ruhigen Raum mit Hilfe ausgebildeten Personals durchgeführt.
Es werden dazu Sensoren am Kopf, seitlich der Augen und an den Extremitäten angebracht. Zusätzlich werden die Atmungsbewegungen des Brustkorbes und des Bauches sowie der Sauerstoffgehalt des Blutes, die Herztätigkeit und andere physiologische Werte aufgezeichnet, die zur Diagnosestellung von Interesse sind. Häufig wird auch eine Videoaufzeichnung durchgeführt, um besondere nächtliche Verhaltensweisen, wie beispielsweise Schlafwandeln, aufzuzeichnen. Siehe Schlaflabor.
Nach den Aufzeichnungen im Schlaflabor muss das Datenmaterial in Bezug auf die verschiedenen Schlafphasen und pathologischen Faktoren ausgewertet werden. Diese Arbeit erfordert einen hohen Zeitaufwand. Das Gesamtbild aus den Ergebnissen der Schlafableitung (Fachbegriff: Polysomnographie), der Krankengeschichte, dem körperlichen Untersuchungsbefund und anderen Labordaten ermöglicht dem schlafmedizinisch ausgebildeten Arzt, eine Diagnose zu stellen und eine Behandlung zu empfehlen.
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