Holocaust-Gedenktag am 27. Januar zu Ehren von "Euthanasie"-Opfern

Max-Planck-Institut für Psychiatrie zeigt Ausstellung zu kranken und behinderten Menschen im Nationalsozialismus

24. Januar 2017

Beim Holocaust-Gedenktag am 27. Januar widmet sich der Deutsche Bundestag erstmals den Opfern der NS-"Euthanasie". Bis zu 400.000 Frauen und Männer wurden zwischen 1933 und 1945 zwangssterilisiert, etwa 300.000 wurden ermordet.

Das Max-Planck-Institut für Psychiatrie zeigt noch bis zum 3. Februar die Ausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“. Die Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zeigt auf 40 Tafeln das Schicksal vermeintlich kranker und behinderter Menschen im Nationalsozialismus, beschäftigt sich mit Tätern und Tatbeteiligten und der Frage, wie es dazu kommen konnte. "Wir begrüßen es sehr, hier in München fünf zusätzliche Tafeln zeigen zu können, die Münchner Täter und Opfer und auch die Rolle unseres Vorgänger-Instituts dokumentieren", berichtet Prof. Martin Keck, Direktor der Klinik des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie. Die fünf Tafeln hat das NS-Dokumentationszentrum München in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus in München“ für die Präsentation im NS-Dokumentationszentrum München von April bis Juni 2016 erstellt.

Das Vorgänger-Institut des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, die Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (DFA), hat bei den menschenverachtenden Verbrechen eine besondere Rolle gespielt. Einer der Direktoren der DFA, Ernst Rüdin, arbeitete maßgeblich am Rassenhygiene-Gesetz mit. Er und andere Mitarbeiter waren an der so genannten „Euthanasie“ beteiligt, der Ermordung von Kindern und Erwachsenen, bei denen psychische Erkrankungen oder Behinderungen vermutet oder nachgewiesen wurden.

„Zur Aufarbeitung der Geschichte hat die Max-Planck-Gesellschaft ein unabhängiges, internationales Forschungsprojekt aufgesetzt“, informiert Elisabeth Binder, geschäftsführende Direktorin des Instituts. Ziel ist, den Opfern Identität und somit ein Stück ihrer Würde zurückzugeben. "Nur im Bewusstsein der Vergangenheit können wir unserer ethischen Verantwortung in unserem Berufsalltag in Gegenwart und Zukunft gerecht werden. Wir haben die Pflicht zur Erinnerung", resümiert Keck.

Die Ausstellung, die die DGPPN in Kooperation mit den Stiftungen Denkmal für die ermordeten Juden Europas und Topographie des Terrors erstellt hat, ist noch bis zum 3. Februar 2017 im Max-Planck-Institut für Psychiatrie in der Kraepelinstraße 2, Montag bis Freitag von 9 bis 14 Uhr, sowie nach Vereinbarung, zu sehen. Es werden auch Führungen angeboten, weitere Informationen dazu gibt es unter presse@psych.mpg.de.

as

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