Prof. Walter Zieglgänsberger zum Ehrendoktor der Technischen Universität München ernannt

5. März 2012

Die Bezeichnung „Schmerzgedächtnis“ ist heutzutage nicht nur unter Wissenschaftlern und Ärzten, sondern auch beim Laien ein bekannter Begriff. Walter Zieglgänsberger hat mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten zu den Ursachen und der Chronifizierung von Schmerzzuständen diesen Ausdruck maßgeblich mit geprägt. Für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Schmerzforschung zeichnet die Technische Universität München Prof. Walter Zieglgänsberger mit der Ehrendoktorwürde aus.

Unser heutiges Verständnis, wie Schmerz entsteht und die Erkenntnis, dass die lang andauernde Empfindung von Schmerz folgenschwere Konsequenzen, nämlich die Bildung eines Schmerzgedächtnisses im Gehirn haben kann, ist nicht zuletzt den Forschungsarbeiten von Walter Zieglgänsberger zu verdanken. Dabei war sein wissenschaftlicher Weg nicht immer einfach, wie Prof. Eberhard Kochs, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, in seiner Laudatio formuliert, „... als ganz junger Wissenschaftler haben Sie mit Nervenzellen aus dem Rückenmark experimentiert. Sie entdeckten, dass man diese Zellen mit etwas Glutamat dazu bringen kann, Schmerzsignale zu verstärken. Das war damals keineswegs Konsens. Man ging davon aus, dass, je schlimmer die Verletzung, desto größer der Schmerz. Obwohl namhafte Wissenschaftler über Ihr Vorgehen schimpften, gingen Sie unbeirrt Ihren Weg, der zu elementaren Erkenntnissen im Bereich der Schmerzforschung führte...“

Eine besondere Herzensangelegenheit war für den Arzt und Forscher Walter Zieglgänsberger aber die Umsetzung der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis. Mit hohem Engagement setzte er sich für die Entwicklung von Schmerztherapien und den frühzeitigen klinischen Einsatz einer Schmerzmedikation ein, um der Bildung eines Schmerzgedächtnisses effektiv vorzubeugen.

Die feierliche Ernennung zum Ehrendoktor erfolgte am 2. März 2012 durch den Präsidenten der Technischen Universität München Prof. Wolfgang Herrmann. Diese besondere Ehrung wird nur wenigen Persönlichkeiten zuteil.


Prof. Dr. Walter Zieglgänsberger studierte von 1961-1967 Humanmedizin in München. In seiner Promotionsarbeit über dopaminerge Übertragungsmechanismen im extrapyramidalen System widmete er sich der Analyse der interneuronalen Kommunikation im Gehirn von Wirbeltieren. Nach seiner Approbation als Arzt wandte er sich am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München seit 1971 zunehmend der neurobiologischen Grundlagenforschung zu. Nach seiner Habilitation für die Fächer Physiologie und Pharmakologie im Jahr 1976 forschte er für zwei Jahre am AVD Center for Behavioral Neuroscience in La Jolla, Kalifornien. Nach seiner Rückkehr wurde er zum apl. Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ernannt. Von 1984 bis 2009 war Prof. Zieglgänsberger Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Neuropharmakologie am Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Zu seinen Hauptarbeitsgebieten zählten molekularbiologische, elektrophysiologische und pharmakologische Aspekte neurohumoraler Übertragungsmechanismen im Zentralnervensystem. Besondere Berücksichtigung fanden hier Schmerz- und Suchtforschung.

BM

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