Bilder von Nahrungsmitteln erzeugen Hunger

Äußere Reize steuern die hormonelle Regulation für unser Essverhalten

13. Januar 2012

Erstmalig weisen Max-Planck-Forscher wissenschaftlich nach, was der Laie schon immer wusste: Alleine der Anblick leckerer Speisen macht Appetit. Die aktuelle Studie an gesunden jungen Männern belegt, dass sich die Menge am neurosekretorischen Eiweißhormon Ghrelin im Blut durch die optische Stimulation mit Bildern von Nahrungsmitteln erhöht. Als Hauptregulator steuert Ghrelin sowohl unser Essverhalten als auch körperliche Prozesse zur Nahrungsverwertung. Die Untersuchungsergebnisse dokumentieren, dass neben den physiologischen Mechanismen zur Erhaltung des Energiestatus auch Umweltfaktoren spezifischen Einfluss auf die Nahrungsaufnahme nehmen. Die allgegenwärtige Präsenz von appetitanregenden Lebensmitteln in den Medien könnte zur Gewichtszunahme in der westlichen Bevölkerung beitragen.

Warnung: „Vermeiden Sie das Betrachten von appetitlichen Speisen, sie werden sonst hungrig!“ So oder ähnlich könnte zukünftig die Empfehlung eines Diätberaters lauten. Seit Langem geht man davon aus, dass neben den physiologischen Regelkreisen zum Erhalt eines ausreichenden Energiestatus für den Körper auch äußere Reize, wie der Geruch oder Anblick von Speisen, unser Hungergefühl und das einsetzende Essverhalten beeinflussen. Die Gefahr, dass es dadurch zur Nahrungsaufnahme kommt, obwohl der Energiestatus des Körpers dies gar nicht benötigt, ist in unserer durch Werbung geprägten Gesellschaft besonders hoch.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Axel Steiger am Max-Planck-Institut für Psychiatrie ging den molekularen Prozessen zur Steuerung der Nahrungsaufnahme in einer Studie mit gesunden Männern auf den Grund. Untersucht wurde die spezifische physiologische Reaktion der Probanden auf das Betrachten von Bildern, die entweder gut schmeckende Speisen darstellten oder nicht essbare Objekte zeigten. Gemessen wurden die Konzentrationen verschiedener Hormone im Blut, die an der Regulation der Nahrungsaufnahme beteiligt sind, wie Ghrelin, Leptin und Insulin. Tatsächlich konnten die Forscher einen Anstieg der Ghrelin-Konzentration spezifisch auf die optischen Reize mit Speisen messen.

„Unsere Studienergebnisse zeigen erstmalig, dass die Ausschüttung von Ghrelin ins Blut zur Regulation der Nahrungsaufnahme auch durch äußere Faktoren gesteuert wird. Unser Gehirn verarbeitet also diese optischen Reize und ohne willentliche Kontrolle werden die körperlichen Prozesse gestartet, die unser Appetitempfinden steuern. Ein Mechanismus, der uns dazu verleiten könnte, bereits zwei Stunden nach dem Frühstück ein Stück Kuchen zu verzehren,“ sagt Dr. Petra Schüssler, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut. Sie empfiehlt daher Menschen mit Gewichtsproblemen, den Anblick von Bildern appetitlicher Lebensmittel möglichst zu vermeiden.

BM

Zur Redakteursansicht