Nervenzellen feuern im Gehirn

Elektrokonvulsionstherapie (EKT)

2. Februar 2023

Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT), auch Elektrokrampftherapie genannt, ist ein modernes und das aktuell wirksamste Therapieverfahren zur Behandlung schwerer depressiver und psychotischer Erkrankungen. Sie ist wissenschaftlich anerkannt, hochwirksam, sicher und im Verhältnis zur Schwere der behandelten Erkrankungen sehr nebenwirkungsarm.

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Unter einer Kurznarkose wird das Gehirn über Elektroden an der Kopfhaut für wenige Sekunden mit sehr kurzen elektrischen Impulsen angeregt. Wendet man das Verfahren im Abstand von Tagen mehrmals an, führt es bei der Mehrzahl der PatientInnen zu einer völligen Rückbildung oder zumindest deutlichen Besserung der Beschwerden. Die Behandlung erbringt eine Besserung des Zusammenspiels verschiedener Hirnregionen, das zuvor durch die Erkrankung verändert war.

Die EKT kommt in Frage bei  schweren depressiven,  manischen,  psychotischen und katatonen (krampfhaften) sowie einigen selteneren Störungen. Sie wird angewandt, falls außerdem eine der folgenden Situationen gegeben ist:
•    schnelle, definitive Verbesserung aufgrund der Schwere der psychiatrischen Erkrankung dringend erforderlich
•    schlechtes Ansprechen auf Psychopharmaka oder gutes Ansprechen auf EKT aus der Vorgeschichte bekannt
•    Unverträglichkeit oder erhebliche Nebenwirkungen der Pharmakotherapie
•    PatientIn wünscht Behandlung ausdrücklich

Die Wirksamkeit der EKT ist durch Studien gut belegt. Zugleich ist sie ein sehr sicheres Behandlungsverfahren, das auch und gerade bei älteren PatientInnen gut zum Einsatz kommen kann.

Elektrokrampftherapie (EKT) und Transkranielle Magnetstimulation (TMS)

Neurostimulationsverfahren

Elektrokrampftherapie (EKT) und Transkranielle Magnetstimulation (TMS)
https://www.youtube.com/watch?v=53lqWFYtl6w

Erfahrungen & Nebenwirkungen

Vielfältige Untersuchungen konnten zeigen, dass es durch die Behandlung zu keiner Schädigung von Nervengewebe kommt. Ein Teil der PatientInnen klagt nach der EKT vorübergehend über sogenannte kognitive Störungen, d. h. gestörte Denkvorgänge, meist in Form von Lern- oder Gedächtnisstörungen. Während Erinnerungen an länger zurückliegende Ereignisse selten beeinträchtigt sind, können z.B. Gedächtnislücken im Hinblick auf die aktuelle Behandlung vorkommen. Verständlicherweise verunsichert das die PatientInnen. An dieser Stelle können Angehörige beruhigend unterstützen.

Drei Aspekte sind in diesem Zusammenhang wichtig:
•    Im Mittel der Patientengruppe kommt es durch die EKT zu einer deutlichen Verbesserung der Denkleistung. Das ist naheliegend, weil Denkstörungen häufig eine Begleiterscheinung der psychischen Erkrankung sind und sich bei einer erfolgreichen EKT verringern.
•    Wenn PatientInnen als Nebenwirkung der Behandlung Denkstörungen entwickeln, klingen diese in der Regel im Verlauf von Tagen bis wenigen Wochen wieder völlig ab. Selten überdauern sie als inselförmige Gedächtnislücken über längere Zeit. Ein Ausfall des gesamten Gedächtnisses kommt nicht vor.
•    Zahlreiche Studien mit unterschiedlichsten Methoden ergaben keine Hinweise für Schäden des Hirngewebes durch EKT. Im Gegenteil zeigen neue wissenschaftliche Ergebnisse, dass manche psychischen Erkrankungen das Schrumpfen von Hirngewebe verursachen und sich dieser Prozess durch EKT wieder umkehrt. Die Therapie führt durch eine Ausschüttung von Nervenwachstumshormonen zur Neubildung von Nervenzellen, deren Kontaktstellen und den sie verbindenden Bahnen.

Vorübergehende, gut behandelbare Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Muskelkater, Schwindel und Übelkeit lassen sich symptomatisch therapieren oder bilden sich spontan zurück. Unter einer EKT kann eine depressive in eine manische Stimmung wechseln. Die Behandlung kann fortgesetzt werden, da EKT auch antimanisch wirksam ist.
 

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