Liquordiagnostik

Liquordiagnostik

Die Analyse der Zerebrospinalflüssigkeit (Liquor, CSF) ist ein wesentlicher Teil der neurologischen und psychiatrischen Diagnostik und liefert Befunde, die durch keine andere Untersuchung zu erlangen sind.

Die Liquordiagnostik liefert unter anderem:

  • den Nachweis oder Ausschluss eines entzündlichen Erreger- oder autoimmunologisch bedingten Prozesses (z. B. Neuroborreliose oder Multiple Sklerose)
  • Hinweise auf Tumorerkrankungen der Hirnhäute (Hirn- und Rückenmarkshaut) und des Zentralen Nervensystems
  • den Nachweis von in der Bildgebung nicht nachweisbaren akuten und älteren Blutungen in Gehirn, Rückenmark und umgebenden Strukturen
  • Hilfestellung bei der diagnostischen Einordnung neurodegenerativer Prozesse und Demenzen

Der Liquor ist ein Filtrat des Blutes. Es werden täglich 600 ml in einem baumartig vernetzten Adersystem in den Gehirnventrikeln gebildet.

Zu diagnostischen Zwecken gewinnt man Liquor in der Regel durch eine Punktion des Spinalkanals im Lumbalbereich. Aufgrund der stetigen körpereigenen Liquor-Produktion ist die Abnahme bereits nach 25 Minuten ausgeglichen.

  • Bedingt durch die Physiologie bzw. Pathophysiologie des Liquors werden gleichzeitig Liquor und Serum untersucht und dann im Kontext zueinander beurteilt. Ein isolierter Liquorwert hat keine ausreichende Aussagekraft.
  • Die der Liquordiagnostik zugrunde liegenden klinischen Fragestellungen sind äußerst komplex. Präzise Aussagen erfordern daher den Einsatz eines ausreichend umfangreichen diagnostischen Portfolios. Die Gesamtbeurteilung muss unter Berücksichtigung aller Einzelmessungen und unter Erstellung eines integrierten Gesamtbefundes erfolgen.
  • Für die Liquordiagnostik gelten besonders hohe Qualitätsansprüche, z. B. hinsichtlich Präanalytik, Testsensitivitäten und exakt einzuhaltender Beurteilungskriterien für die Befundung.

Normalerweise enthält der Liquor nur wenige Zellen (0 – 4 Zellen/µl) und keine roten Blutkörperchen. Eine Erhöhung gibt Hinweise auf unterschiedliche Erkrankungen des Zentralnervensystems und deren Aktivität. Dazu werden die zellulären Liquorbestandteile in einer Zählkammer mikroskopisch gezählt und die Art der Zellen später nach Erstellung eines zytologischen Präparates beurteilt. Die Zellen können auf Entzündungen, Blutungen, Tumorerkrankungen etc. hinweisen.

Die laborchemische Bestimmung von Laktat und Glukose im Liquor kann auf akute Entzündungen und Tumore des Gehirns und dessen Hirnhäute hinweisen.

Im Weiteren werden Proteine jeweils in Liquor und Serum verglichen, um Aussagen über eine Störung der sogenannten Blut-Liquor-Schranke und über Entzündungszeichen machen zu können. Eine Immunglobulinproduktion im Zentralen Nervensystem belegt einen entzündlichen Prozess. Dies wird mit quantitativen Methoden wie den Quotientendiagrammen und mit qualitativen Methoden wie den oligoklonalen Banden untersucht.

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