Max-Planck-Institut für Psychiatrie und Max-Planck-Institut für Neurobiologie feiern 100jähriges Jubiläum

14. März 2017

Ihr 100jähriges Bestehen feiern die Max-Planck-Institute (MPI) für Psychiatrie und für Neurobiologie gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Symposium am 13. und 14. März, bei dem hochkarätige Sprecher, darunter zwei Nobelpreisträger, über ihre aktuelle Forschung aus der Neurobiologie und Psychiatrie sprechen. Zu einem Festakt sind namhafte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft geladen. Am 16. März können sich alle Interessierten bei einer Spezialausgabe des Gesundheitsforums des MPI für Psychiatrie über die Geschichte und aktuelle Forschung informieren. In beiden Instituten zeigt eine Ausstellung auf zwölf Tafeln wissenschaftliche Methoden und Schwerpunkte aus 100 Jahren Institutsgeschichte. Im MPI für Psychiatrie zeichnet zudem ein 20 Meter langer Zeitstrahl die Geschichte der Institute nach.

1917 wurde die "Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie", die Vorgänger-Einrichtung der MPI´s für Psychiatrie und für Neurobiologie, gegründet. Neu war damals die Idee, ein fächerübergreifendes, privatfinanziertes und universitätsunabhängiges Hirnforschungsinstitut ins Leben zu rufen. Neu war auch die Herangehensweise: Der interdisziplinäre, naturwissenschaftlich orientierte Ansatz sollte der Psychiatrie neue Methoden, Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. So notierte der Gründer Emil Kraepelin Symptome von Patienten auf Zählkarten. „Was heute selbstverständlich klingt, war damals revolutionär – die naturwissenschaftlich begründete Psychiatrie war geboren“, fasst Elisabeth Binder, Geschäftsführende Direktorin des MPI für Psychiatrie zusammen.

Das Gehirn verstehen

Dem Anspruch, das Gehirn immer besser zu verstehen, haben sich die beiden Institute bis heute verschrieben. Schon früh entstanden zwei Forschungsschwerpunkte, nach denen das Institut 1962 in einen klinischen und einen theoretisch-neurobiologischen Teil aufgegliedert wurde. 1998 wurde letzterer zum eigenständigen MPI für Neurobiologie. „Die beiden Institute ergänzen sich auch heute noch hervorragend und tragen mit ihren unterschiedlichen Ansätzen zu einem ganzheitlichen Verständnis des Gehirns bei“, resümiert Herwig Baier, Geschäftsführender Direktor des MPI für Neurobiologie.

Ein schlimmes Kapitel der Institutsgeschichte fällt in die Zeit des Nationalsozialismus. Der damalige Direktor war maßgeblich an der Erstellung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ beteiligt und unterstützte Forschung zur Rassenhygiene. Bis weit nach Kriegsende untersuchten Wissenschaftler des Instituts die Gehirne von "Euthanasie"-Opfern für Forschungszwecke.

Bis heute arbeitet das MPI für Psychiatrie seine Vergangenheit auf. "Nur im Bewusstsein der Vergangenheit können wir unserer ethischen Verantwortung in unserem Berufsalltag gerecht   werden. Wir haben die Pflicht zur Erinnerung", mahnt Martin Keck, Direktor der Klinik am MPI für Psychiatrie. Bald beginnt eine unabhängige, internationale Historiker-Kommission, alle Präparate möglicher Opfer, die sich noch im Institut befinden, möglichst zweifelsfrei zu identifizieren.

Zukunftsweisend am MPI für Psychiatrie sind zwei Neubauprojekte auf dem Schwabinger Campus. das Präklinische Zentrum und die Forschungsklinik. Sie stehen für das, was das MPI für Psychiatrie weltweit einzigartig macht: die enge Verbindung von Grundlagenforschung, klinischer Forschung und Patientenversorgung. Am MPI für Neurobiologie machen die Wissenschaftler weiterhin große Fortschritte auf dem Weg zum Verständnis der grundlegenden Funktionen und Struktur des Gehirns, ebenso wie zu übergeordneten Prozessen wie Gedächtnis, Verhalten und Erkrankungen des Nervensystems.

as/sm

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