Nadine Gogolla - neue Direktorin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie

In der Forschung der Neurobiologin dreht sich alles um Gefühle

30. Oktober 2021

Seit Anfang Oktober 2021 ist Dr. Nadine Gogolla Direktorin des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie. "Wir gewinnen mit ihr eine herausragende Wissenschaftlerin, die schon jetzt wegweisende Ergebnisse vorlegen kann. Ihre Forschungsinteressen, bei denen sich alles um Emotionen dreht, passen perfekt zu unserem Institut", freut sich die geschäftsführende Direktorin Prof. Dr. Dr. Elisabeth Binder.

Nadine Gogolla wurde in Hamm geboren, hat in Marburg sowie Paris Humanbiologie studiert und ihren PhD in Neurobiologie in Basel gemacht. Von 2007 bis 2013 war sie als PostDoc in Harvard bevor sie 2014 als Forschungsgruppenleiterin ans Max-Planck-Institut für Neurobiologie wechselte.

In ihrer Forschung dreht sich alles um die neuronalen Grundlagen der Emotionen. Gefühle und Emotionen bewirken bestimmte Verhaltensmuster und prägen maßgeblich unsere Entscheidungen und Empfindungen. Während Emotionen somit wichtige Grundlagen der menschlichen Erfahrungen und unserer zwischenmenschlichen Beziehungen darstellen, gehören sie zu den am wenigsten verstanden Gehirnfunktionen.

Was genau sind also Emotionen? Wie unterscheiden sich Emotionen von Gefühlen? Wie kann man Emotionen objektiv messen und wissenschaftlich erforschbar machen? Welchen Einfluss hat unser Körper auf die Entstehung von Emotionen? Und was geschieht bei psychiatrischen Erkrankungen, wenn Emotionen scheinbar die Überhand gewinnen, wie zum Beispiel während einer Depression oder Angststörung?

Dies sind nur einige der Fragen die Nadine Gogolla zusammen mit Ihrem Forschungsteam zu beantworten versucht. Sie nutzen dafür die Maus als Tiermodell und entwickeln neue Verfahren, um Emotionen wissenschaftlich messbar zu machen. Kürzlich hat das Team um Nadine Gogolla zeigen können, dass Gesichtsausdrücke von Mäusen, genau wie die des Menschen, ihre Emotionen widerspiegeln. Mit modernen Verfahren der artifiziellen Intelligenz und des maschinellen Sehens können die ForscherInnen nun den Emotionszustand einzelner Mäuse genau verfolgen, was ihnen in Zukunft verstärkt erlauben wird, grundlegend zu untersuchen, durch welche Gehirnprozesse Emotionen entstehen. 

Beim Erforschen der neuronalen Grundlagen der Emotionen interessieren sich die ForscherInnen derzeit besonders für die Inselrinde. Die Inselrinde ist eine Gehirnregion, die eine wichtige Rolle bei der Empfindung von Emotionen und von körperlichen Funktionen spielt. Gleichzeitig wurden Veränderungen im Aufbau und der Funktion der Inselrinde bei einer Vielzahl von psychiatrischen Erkrankungen, wie Angststörungen, Depressionen, Suchtkrankheiten oder Schizophrenie beschrieben. Warum dies so ist, verstehen wir derzeit jedoch nicht.

Das Ziel ihrer neuen Abteilung am Max-Planck-Institut für Psychiatrie ist es, Brücken zu schlagen zwischen der grundlegenden Forschung im Tiermodell und der klinischen Forschung, mit der Hoffnung, dass ein besseres mechanistisches Verständnis der Schaltkreise der Emotionen in Zukunft helfen wird, neue therapeutische Ansätze für psychiatrische Erkrankungen zu finden.

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