Auf dem Weg zur personalisierten Lithium-Therapie
Erforschung einer Biomarker-Kombination, die ein Ansprechen auf Lithium bei schwerer Depression vorhersagt
Ungefähr ein Drittel aller PatientInnen mit schwerer Depression spricht trotz multimodaler adäquater Behandlung nicht auf eine Therapie an. In diesen Fällen kann die Gabe von Lithium die Wirksamkeit von Antidepressiva verstärken. Rund 40 Prozent der PatientInnen profitieren davon. Um vor Beginn der Therapie zu wissen, wer auf die Ergänzung mit Lithium ansprechen wird, wollen wir die prädiktiven Faktoren für das Ansprechen auf Lithium genauer untersuchen.
Lithium ist seit vielen Jahrzehnten ein bewährtes Medikament zur Behandlung schwerer depressiver und bipolarer Störungen. ExpertInnen nehmen an, dass Lithium die Neurotransmitteraktivität und das Zusammenspiel verschiedener Hirnregionen beeinflusst, die durch die Erkrankung verändert sind. Lithium kann gut wirken, es gibt jedoch Unterschiede in der individuellen Reaktion. Fachleute wissen bisher noch nicht, woran das liegt.
Das Ziel der DECIDE-Studie ist, Faktoren zu identifizieren, mit denen wir das individuelle Ansprechen auf eine Lithiumbehandlung bei therapieresistenter Depression vorhersagen können. Dafür sind wir auf die Mithilfe unserer PatientInnen angewiesen: Unsere Studie richtet sich an stationäre, teilstationäre und ambulante PatientInnen mit einer therapieresistenten Depression, bei denen eine Therapie mit Lithium geplant ist.
Ein- und Ausschlusskriterien
Für die DECIDE–Studie kommen PatientInnen in Frage, die aktuell an einer schweren depressiven Episode leiden, während dieser Episode auf mindestens einen Therapieversuch mit einem Antidepressivum nicht angesprochen haben und für die eine Behandlung mit Lithium geplant ist.
Folgende PatientInnen können wir leider nicht in die Studie einschließen:
- Alter: < 18 Jahre
- Kontraindikationen für Lithium: schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Nierenfunktionsstörungen sowie Störungen des Natriumhaushalts
- Anamnese von hypomanischen oder manischen Episoden
- Konkurrierende pharmakologische Augmentierungsstrategie
- Gleichzeitige Einnahme von zwei oder mehr Antidepressiva, mit Ausnahme der Kombination mit schlaffördernden Antidepressiva wie Mirtazapin, Mianserin oder Trazodon
- PatientInnen mit einer relevanten Komorbidität des zentralen Nervensystems, wie z.B. fokale neurologische Erkrankungen (Schlaganfall, Tumor), aktuelle oder frühere Epilepsie, ZNS-Entzündungen einschließlich Autoimmunerkrankungen
- Elektrokrampftherapie (EKT) oder Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) in der aktuellen depressiven Episode
Ablauf
Vor der Gabe von Lithium und innerhalb der ersten Behandlungswochen mit Lithium führen wir im Rahmen der Studie verschiedene Untersuchungen durch, um den Krankheitszustand präzise zu erfassen:
- Symptomerhebung mit Hilfe psychologischer Fragebögen
- Klinische Interviews
- Magnetresonanztomographie
- Psychophysiologie
- Labordiagnostik (hierfür nehmen wir Blut ab )
Während der Therapie werden die PatientInnen, die mit Lithium behandelt werden, engmaschig hinsichtlich Ihrer Krankheitssymptome und potentieller Nebenwirkungen von Lithium überwacht. Nach drei bis sechs Wochen wird evaluiert, ob die Hinzunahme von Lithium eine Besserung der Beschwerden bewirkt hat. Unter Umständen führen wir zusätzliche Abschlussuntersuchungen durch.
Etwa ein Jahr nach Behandlungsstart mit Lithium würden wir PatientInnen, sofern Sie damit einverstanden sind, noch einmal kontaktieren, um den Krankheitsverlauf nach der Lithiumbehandlung zu erfragen.
Haben Sie Interesse, uns bei unserer Forschung mit einer Teilnahme an der DECIDE-Studie zu unterstützen? Dann wenden Sie sich bitte an Ihre behandelnde Ärztin/Ihren behandelnden Arzt in unserer Forschungklinik oder an Ihren niedergelassenen Arzt. (Für Niedergelassene gibt es hier auf unserer Website Informationen.)