Stipendium des Kanadischen Instituts für Gesundheitsforschung: Epigenetische Effekte bei stressbedingten Erkrankungen

Nadine Provençal erhält ein mit 50.000 CAD dotiertes Stipendium für Forschung an epigenetischen Effekten, die durch die Einwirkung von Glukokortikoiden und Missbrauch im Kindesalter hervorgerufen werden

9. Oktober 2015

Erwachsene, die im Kindesalter missbraucht oder vernachlässigt wurden, haben im Vergleich zu anderen Menschen ein höheres Risiko, psychische Störungen und körperliche Erkrankungen zu bekommen. Sie können Veränderungen in der Hirnfunktion oder im Hormonsystem aufweisen, das zur Stressbewältigung nötig ist. Insbesondere Glukokortikoidhormone regulieren unsere Reaktion auf Stress.

“Es konnte bereits gezeigt werden, dass Missbrauch im Kindesalter zu andauernden Veränderungen in unseren Genen führen kann. Solche Veränderungen, die wir als epigenetische Effekte bezeichnen, wurden bei Erwachsenen beobachtet, die als Kinder missbraucht wurden. Trotzdem ist derzeit noch unbekannt, in wie fern sie die Gesundheitsprobleme im Erwachsenenalter bewirken können“, erklärt Nadine Provençal, Postdoc in der Abteilung Translationale Forschung in der Psychiatrie am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie. „Wir wissen auch, dass epigenetische Veränderungen an unseren Genen durch eine übermäßige Freisetzung von Glukokortikoiden nach Missbrauch im Kindesalter verursacht werden können. Bisher jedoch haben wir keine umfassende Kartierung dieser Veränderungen und davon, welche von ihnen bis ins Erwachsenenalter erhalten bleiben und unsere Gesundheit negativ beeinflussen.“

Dank des mit 50.000 CAD (~34.000 Euro) dotierten Stipendiums des Kanadischen Instituts für Gesundheitsforschung wird Nadine Provençal nun ihre Daten aus Zellmodellen mit Daten aus verschiedenen Gewebeproben von Primaten kombinieren, die Glukokortikoiden ausgesetzt waren. Anhand dieser Forschung hoffen die Wissenschaftler, neue Behandlungsstrategien entwickeln zu können und möglicherweise künftig die Entstehung von Krankheiten zu verhindern, indem sie bereits frühzeitig in diese Prozesse eingreifen.

Kurzer Lebenslauf

Nach dem Bachelor Abschluss im Fach Biologie an der Universität Laval in der Stadt Québec, Kanada, promovierte Nadine Provençal auf dem Gebiet der Epigenetik an der McGill University. In ihrer 2013 eingereichten Doktorarbeit beschäftigte sie sich in Zusammenarbeit mit dem kanadischen National Institute of Child Health & Human Development  mit dem Einfluss von Belastungen im Kindesalter auf das Epigenom von Rhesusmakaken sowie mit epigenetischen Markierungen, die bei der Entstehung von physischer Aggression beim Menschen eine Rolle spielen.

Danach setzte Nadine Provençal ihre Ausbildung als Postdoc an der Universität von Montreal und in der Forschungsgruppe Psychosocial Maladjustment in Children an der McGill University fort. Sie untersuchte das Genom von Frauen und Kindern auf epigentische Markierungen hin, die mit physischer Gewalt assoziiert werden. Im Jahr 2013 zog sie nach München, um dort am Max-Planck-Institut für Psychiatrie ihren Postdoc fortzusetzen.

NP/AN

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